Dienstag, 23. April 2013

Rezension: Suburbia von Lookout

Ted Alspach: SUBURBIA für 1 bis 4 Spieler mit Illustrationen von Ollin Timm und Grafik von Klemens Franz bei Lookout Games 2012, im Vertrieb von Asmodee

Duisburg oder München?

Thema: Städtebau, diesmal tatsächlich topologisch, also in die Fläche. Darüber hinaus sogar mit Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Vororten – sprich: Mitspielern. Mein fast nur noch computerspielender Sohn brauchte keine Partie, um trocken anzumerken: Das ist ja SimCity nur mit ohne Computer.
Optik: Eher nüchtern, dafür sind die dicken sechseckigen Gebäudeplättchen übersichtlich. Überhaupt macht das Spielmaterial einen aufgeräumten und klaren Eindruck, was das Spielen bestens unterstützt.
Mechanik: Natürlich geht’s auch um Geld, das jeder in seinem Vorort erwirtschaften muss. Industrie bringt Kohle, aber macht die Gegend nicht sonderlich attraktiv. Was natürlich auch wieder ins Geld gehen kann. Jeder will also eine nachhaltige Wirtschaft aufbauen, seinen Einwohnern lieber München als Duisburg bieten. Und natürlich soll nicht nur das Einkommen, sondern auch die Bevölkerung wachsen. Nur deren schiere Anzahl entscheidet über Sieg oder Platz. Und München zieht natürlich mehr Einwohner an als eine kapitalschwache und nicht sehr attraktive Ruhrgebietsstadt.
Bei SUBURBIA greift alles trotz der Vielzahl unterschiedlicher Stadtausbauplättchen gut ineinander, ohne gleich übermäßig komplex zu sein. Ist ja auch (nur) ein Brettspiel ohne Computerunterstützung. Wir Spieler sind gefordert, die Übersicht zu behalten, alle Wechselwirkungen der Plättchen zu erkennen. Und welche Plättchen gibt’s? Eine Menge, die erste Partie ist da nur zum Reinschnuppern. In der zweiten Partie klappt es schon besser. Wer dann immer noch nicht auf die öffentlichen und seine beiden Privataufträge achtet, ist selbst schuld. Wer diese Vorgaben als einziger erfüllt, kommt an viele Punkte. Als guter Bürgermeister achtet man darauf, was die Konkurrenz so umtreibt, auf welche Aufträge wer scharf ist oder sein könnte. Wo kann ich den Mitspielern in die Suppe spucken, und wo muss ich es sogar?
Bevölkerungsleiste
Fazit: Wann ist ein Spiel besonders gut? Wenn ich mich so richtig hineingezogen fühle ohne dass ich erst dicke Regelhefte wälzen muss. Und wenn es sogar eine gewisse Lernkurve gibt, ich nach jeder Partie besser wissen müsste, was wirklich zu tun oder zu lassen ist und trotz aller Erfahrung dann doch nur als Duisburg ende. Ich will's nochmal spielen. Gerade als armer Schlucker zu enden, führt mir nur zu deutlich vor Augen, dass sich die Einkommensschere allzu schnell öffnen kann. Wer mehr Geld hat, generiert noch mehr Geld und hat damit Zugriff auf die teuren Plättchen der dritten und letzten Spielphase. Und ich will Geld verdienen ...
Was für eine Materialschlacht
Listenfaktor: Zu anspruchsvoll für die rote Jury … und wahrscheinlich optisch und vielleicht auch inhaltlich zu kühl für die graue Jury. Bleibt nur der Deutsche Spiele Preis und mein Dauerspielregal. Städtebauspiele mag ich … sogar sehr! Nur werde ich mich kaum an den Rechner meines Sohne setzen, um SimCity zu spielen. Mal abgesehen davon, dass mich mein Sohn sowieso nie an seinen Rechner ließe.

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